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Im Bandweberhaus des Freilichtmuseums gefertigte Bänder

Wohnstallhaus aus Windeck-Hoppengarten

Mensch und Tier unter einem Dach

Unter einem Dach vereint das Haus aus Hoppengarten Wohn- und Wirtschaftsbereiche. Das Alltagsleben um 1800 lässt sich hier im LVR-Freilichtmuseum Lindlar empfindungsreich nachvollziehen.

Die Flurküche mit offener Feuerstelle liegt in der Hausmitte. Rechts schließt sich der Tiefstall an, links die Stube. Nur die Stube verfügt über eine rauchfreie Heizvorrichtung: eine eiserne Platte, „Takenplatte“ genannt. Integriert in die Wand hinter dem Küchenfeuer strahlt sie dessen Wärme in den Wohnraum ab. Schlaf- und Vorratskammern gab es im Obergeschoss.

Infolge eines Erbfalls wurde das Haus um 1816 der Länge nach unter zwei Eigentümern aufgeteilt und entsprechend umgebaut. Erst ab etwa 1930 bewohnte wieder nur eine einzige Familie das Anwesen.

Leben im Rauch

Wenn die Museumshauswirtschafterin in der Flurküche von Haus Hoppengarten auf der offenen Feuerstelle wie ab 1763 Bäuerin Joest einen Eintopf kocht, verflüchtigt sich jegliche Sehnsucht nach der – vermeintlich – guten alten Zeit: Qualm vom Holzfeuer staut sich allzu oft im Raum und brennt in den Augen. Mit der "Klöntür", der zweigeteilten Haustür, lässt sich dann zwar lüften, aber im Winter strömt dabei Kälte herein. Im Idealfall zieht der Rauch ungehindert über den Rauchfang ins Dachgeschoss und durch das Strohdach und die Lüftungslöcher nach außen.

Offene Feuerstelle mit vielen Funktionen

Die Feuerstelle diente nicht nur zum Garen von Speisen und zum Wassererhitzen für das Wäschewaschen und die Körperhygiene. Hier trockneten Obst und Gemüse. Der Rauch konservierte Würste und Schinken und hielt Ungeziefer fern. An der einzigen ständigen Wärme- und Lichtquelle wurde der „Kienspan“, das übliche Beleuchtungsmittel, entzündet und das Bügeleisen erwärmt. Die Holzasche fand Verwendung als Dünger und Waschmittel.

Leben im Tiefstall

Stallmist war eine Kostbarkeit – unverzichtbar als einziger Dünger für die Felder. Nach 1800 begannen daher findige Menschen, spezielle Tiefställe wie diesen im Haus Hoppengarten zu bauen.

Wenn der Stall täglich ausgemistet wird und der Mist draußen lagert, zersetzt er sich an der Luft, und der Regen wäscht die wertvollen Bestandteile aus. Im Tiefstall bleibt er liegen. Kot und Einstreu wachsen zu einer hohen und festen Dungschicht an, die nur 1-2 mal im Jahr entfernt wird. Mit ihr „wachsen“ die Tiere allmählich nach oben. Trog und Futterraufe sind höhenverstellbar und werden angepasst. Der Hinterausgang liegt hoch über dem Stallboden.

Auch die Tiere hatten ein entbehrungsreiches Leben

Die Tiere blieben fast immer im Stall. Er war mit Farn, Heidekraut und Laub eingestreut. Die Kühe teilten ihn mit ihren Kälbern und den Schweinen. Hinaus ins Freie kamen sie nur selten. Schließlich gab es zu ihrer Zeit kaum Weideland. Überall waren Hafer- und Roggenäcker, einige Felder auch mit Klee, Rüben und Kartoffeln.

Zwei bis drei Kühe lebten vermutlich um 1800 in einem solchen Tiefstall. Das karge Futter der Tiere bestand aus klein geschnittenem Stroh und Spreu, mit heißem Wasser eingeweicht. Dazu gab es je nach Jahreszeit Klee, frische Rüben- und Kohlblätter, Disteln und andere Unkräuter, Kartoffellaub und bei jeder Mahlzeit eine handvoll Getreideschrot. Besonders hart war der Winter, wenn oft nur Heu reichen musste. Im Frühjahr wurden die Tiere dann halb verhungert in den Wald geführt, wo sie das erste frische Laub abfraßen.

Im LVR-Freilichtmuseum Lindlar präsentiert sich heute das Wohnstallhaus im rekonstruierten Ursprungszustand.

Erbaut 1763, Abbau 1992, Wiederaufbau 2006 im LVR-Freilichtmuseum Lindlar

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Blick in die Stube mit gedecktem Tisch. Im Hintergrund ist die eiserne Takenplatte zum Heizen erkennbar.

Blick in die Stube mit rauchfreier Heizvorrichtung im Hintergrund.

Hauswirtschafterin sitzt an der offenen Feuerstelle und facht das Feuer an. Gleich wird der Topf mit der Suppe darüber geschwenkt.

Kochen im Rauch an der offenen Feuerstelle.

Blick in den Stall

Der Tiefstall vom Wohnstallhaus Windeck-Hoppengarten.



Dauerausstellungen im Wohnstallhaus Windeck-Hoppengarten



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